Der Zerr-Spiegel: Des Teufels General?

Wie so oft – hat sich einer der neoliberalen Jungredakteure (Janko Tietz) beim Spiegel-Newsletter „Die Lage am Abend“ bei der Suche nach einer bissigen Wendung mit der Schlagzeile „Des Teufels General“ mal wieder grandios vergriffen und sein Kulturbanausentum damit unter Beweis gestellt.

Von Felix Duček

Des Teufels General“ ist für kulturell Gebildete eines der wichtigsten Dramen, mit denen Carl Zuckmayer anderthalb Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa die Bedrängnis und Widersprüchlichkeit jener Deutschen würdigen wollte, die trotz des Gehorsams im Nazi-Regime Ehre und Anstand bewahrten und lieber den Freitod wählten, als beides gänzlich aufzugeben. General Harras deckt eine Sabotage-Aktion des Widerstands an einem neu entwickelten Flugzeugtyp auf, in die auch sein bester Freund verwickelt ist. Er übernimmt die alleinige Verantwortung, um seinen Freund und die Mittäter zu schützen und lehnt seine Flucht ab. Stattdessen besteigt er eine der sabotierten Maschinen und fliegt so lieber in den sicheren Tod. Der fiktive Fliegergeneral Harras war in diesem Sinne ein symbolischer spät entdeckter Held des Widerstands innerhalb Deutschlands. Übrigens ganz anders also als die reale Figur des begabten Flugzeugkonstrukteurs Willy Messerschmitt, der 1933 NSDAP-Mitglied wurde und – bei ähnlichen, aber selbst verschuldeten technischen Pannen 1942 „degradiert“ – sich stets wieder sehr schnell dem System andiente, um neuerlich ihm „gebührende“ höhere Posten zu ergattern. Messerschmitt scheute sich auch nicht, persönlich Zwangsarbeiter für das Ankurbeln der Produktion seiner Jagdflugzeuge zu „bestellen“. Wie nicht anders zu erwarten, wurde auch Messerschmitt in der Nachkriegszeit bereits 1948 als angeblich nur kleiner Mitläufer „entnazifiziert“, verdingte sich 1951 dem Franco-Regime in Spanien mit seinen Konstruktionen und kehrte als erfolgreicher Unternehmer 1955 in die Bundesrepublik zurück. Dort genoß er mit den Leistungen seiner Firma für die neue Luftwaffe der Bundeswehr wieder Ansehen, zuletzt in dem Firmenkonglomerat Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB).

Aber die Jungredakteure beim Spiegel vergreifen sich mit dieser Überschrift ihres heutigen abendlichen Newsletters total, wenn sie auf diese perfide Weise den Generalleutnant Kirillow als Helfershelfer des „Teufels Putin“ verunglimpfen wollten, den daher nun für seine angeblichen Schandtaten die „gerechte Strafe“ ereilt habe. Der Generalleutnant wurde für seine Enthüllungen des Einsatzes von Chemiewaffen durch das Kiewer Regime vom selbigen erst förmlich verurteilt und tags darauf mit einem Terrorakt in Moskau in die Luft gesprengt. Oder wollte ihm Der Spiegel etwa doch versteckt die Ehre gleich jener für den General Harras angedeihen lassen? Wohl kaum!

Janko Tietz: Das ist eine Sechs, setzen!

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