Mit Trump ist das Imperium entlarvt

In seiner Antrittsrede ging der wiedergewählte Präsident der Vereinigten Staaten erfrischend offen darauf ein, dass – so oder so – Washington, D.C. als der Mittelpunkt eines ständig wachsenden Imperiums anzusehen ist und bleibt, das von milliardenschweren Plutokraten regiert wird.

Von Caitlin Johnstone

Wie Joe Lauria für die Consortium News hervorhob, enthielt die Rede des neuen Präsidenten Rede Verweise auf die „offensichtliche Bestimmung“ der USA. Trump sagte un umwunden, dass sich die USA unter seiner Präsidentschaft als eine Nation betrachten werden, die „ihr Territorium erweitert“. Er schwärmte von der siedlerkolonialistischen Vergangenheit, die das Land auf Kosten jener Menschen aufgebaut habe, die bereits dort lebten. Und er gelobte obendrein, wieder die Kontrolle über den Panamakanal zu übernehmen.

Trump hielt diese Rede vor einem Publikum, in dem die reichsten Menschen der Welt neben seinem eigenen Kabinett auf den besten Plätzen des Hauses saßen. Elon Musk, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg und Google-CEO Sundar Pichai waren gemeinsam mit den offizielleren Mitgliedern der künftigen Regierung in der Menge zu sehen. Trumps israelisch-amerikanische Großspenderin Miriam Adelson, die Trumps Angaben zufolge während seiner ersten Amtszeit die US-Politik gegenüber Israel mitbestimmte, saß bei der Amtseinführung zwischen Joe Biden, Kamala Harris und den Clintons. Berichten zufolge wird es in offiziellen Rollen in der neuen Trump-Regierung nicht weniger als 13 Milliardäre  geben.

Wenn Sie mir den Arm umdrehen und mich zwingen würden, wenigstens irgend etwas Positives über Donald Trump zu sagen, so würde ich auf Folgendes verweisen. Er macht das US-Imperium viel transparenter und offener. Er nimmt die Maske vom Imperium und enthüllt das verzerrte Gesicht darunter.

Denn die USA werden keineswegs plötzlich von Milliardären regiert, nur weil jetzt Trump Präsident ist; sie wurden schon vorher von Milliardären regiert. Die USA sind nicht plötzlich ein Imperium, das nach der globalen Vorherrschaft strebt, jetzt wo Trump vereidigt wurde; das war schon vorher der Fall. Aber das hatte man nicht einfach so offen sagen sollen.

Nun, Trump sagt es ganz offen. Die leisen Teile sagt er laut. Er ist der einzige Präsident, der offen damit prahlt, dass US-Truppen in Syrien sind, um das Öl dort zu sichern, oder der beklagt, dass sie es nicht geschafft haben, Venezuela das Öl abzunehmen, oder der einfach offen sagt, dass er von zionistischen Oligarchen gekauft und besessen wird. Er gibt sich viel weniger Mühe als andere Präsidenten, die wahre Natur des US-Imperiums zu verschleiern.

Das ist der einzige Grund, warum verschiedene Fraktionen der permanenten inoffiziellen US-Regierung im Laufe der Jahre Einwände gegen Trumps Präsidentschaft hatten und haben. Das lag nicht daran, dass er eine Bedrohung für das Establishment darstellt oder dass er etwa versuchen würde, den tiefen Staat zu stürzen, sondern daran, dass er als schlechter Hüter dieses Imperiums angesehen wird. Entweder versteht er nicht, wie wichtig es ist, gegenüber der imperialen Maschinerie ein höfliches Gesicht zu wahren, oder es ist ihm egal.

Wenn ich gezwungen wäre, etwas Positives über Trump zu sagen, dann wäre es das. Was einige Manager des US-Imperiums an ihm nicht mögen, ist das Einzige, was ich sehr an ihm mag: dass er das US-Imperium zu einem weniger wirksamen Übel macht, weil er die inneren Abläufe der Maschinerie viel weniger versteckt. Die Haube bleibt die ganze Zeit geöffnet und zeigt der ganzen Welt, wie die imperiale Wurst gemacht wird.

Nicht, dass es während des demenzbedingten Chaos der Biden-Regierung nicht auch jede Menge Momente gegeben hätte, in denen die Masken gefallen waren. Ein neuer Artikel im Time Magazine mit dem Titel „Warum Bidens Sieg in der Ukraine Selenskijs Verlust war“ ist ein gutes Beispiel dafür. Dieser Bericht zitiert ein ehemaliges Mitglied von Bidens Nationalem Sicherheitsrat mit der Äußerung, dass ein Sieg für die Ukraine nie Teil des Plans der Biden-Regierung gewesen sei.

Der einleitende Absatz lautet vielmehr so:
„Als Russland vor fast drei Jahren in die Ukraine einmarschierte, setzte Präsident Joe Biden drei Ziele für die Reaktion der USA. Der Sieg der Ukraine war nie darunter. Die Formulierung, die das Weiße Haus damals zur Beschreibung seiner Mission verwendete – die Ukraine ‚so lange wie nötig‘ zu unterstützen – war absichtlich vage. Sie warf außerdem die Frage auf: So lange wie nötig, um was zu tun?“
Der Sieg der Ukraine gehörte nie dazu.

Das ist nun der Moment, in dem man die Maske ablegen muss. Es ist seit langem klar, dass die USA die Ukraine in einen nicht zu gewinnenden Krieg gedrängt haben, um Moskau zu schwächen und zu binden, und dass sie in den ersten Kriegstagen aktiv die Friedensverhandlungen sabotiert haben, um nämlich diese Ziele zu verfolgen. Jetzt, da die Arbeit getan ist und die verrückte Marionette nicht mehr im Amt ist, hören wir es endlich von Bidens eigenen Handlangern in seiner Regierung.

Und natürlich war da Gaza, wo die Welt 15 Monate lang den ersten live übertragenen Völkermord der Geschichte direkt vor ihren Augen miterlebte, während westliche Politiker unaufhörlich immer weniger glaubwürdige Entschuldigungen vorbrachten. Wenn dieser unfassbar schreckliche Albtraum etwas Gutes haben kann, dann ist es, dass er allen das wahre Gesicht des Imperiums gezeigt hat.

Je mehr Einblicke die Menschen in das wahre Gesicht des Imperiums erhalten, desto weniger wirksam wird die imperiale Propaganda, denn Propaganda funktioniert nur, wenn man sie glaubt. Das Haupthindernis für einen revolutionären Wandel unter dem westlichen Imperium ist die Tatsache, dass seine Bürger erfolgreich durch Propaganda dazu gebracht wurden, den Status quo zu akzeptieren. Je mehr Menschen ihre Augen dafür öffnen, dass wir von Psychopathen regiert werden, die uns an mehreren Fronten in den Untergang treiben, desto näher kommen wir einer kollektiven Bewegung für eine Gesundung dieser Welt.

Übersetzt aus dem Englischen

Caitlin Johnstone ist eine unabhängige Journalistin aus Melbourne, Australien, der man auch auf X unter @caitoz folgen kann.

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